Allgemein

  • Ich erkenne mein Kind nicht wieder

    Bei einem Elternbildungsseminar zählte eine Mutter einer achtjährigen Tochter, dass sie ihr Kind nicht wiedererkennt. Das Mädchen war immer lieb, nett, hilfsbereit und kooperativ.  Wie über Nacht verhielt sie sich aufmüpfig. Sie folgt nicht mehr, sie testet Grenzen aus, sie zeigt Verhaltensauffälligkeiten in der Schule und auch alle anderen Familienmitglieder bekommen ihre Launen zu spüren. Die Mutter fragte mich wie sie adäquat auf dieses Verhalten reagieren soll, denn sie kann doch dieses aufmüpfige Verhalten nicht durchgehen lassen. Ich stimmte ihr zu, dass Kinder Grenzen brauchen, jedoch zuvor muss ich hinter dieses Verhalten blicken.

    Was motiviert mein Kind sich so zu verhalten?

    Dabei gibt es verschiedene Zugänge. Erstens einmal ist Wissen Macht. In diesem Sinne Erleichterung. Der Hormoneinschuss der Kinder beispielsweise, erfolgt heute viel früher als vor 30 Jahren. Das heißt die Hormone in der Vorpubertät, können bereits mit 8 – 9 Jahren einschießen. Diese hormonelle Umstellung kann sich durchaus auf die Laune und auf das Verhalten des Kindes auswirken. Sehr oft spüren die Kinder, dass in ihrem innen sich etwas verändert und fühlen sich dadurch unwohl oder gereizt. Dies kann sich dann in einem aufmüpfigen Verhalten, aber auch in einer tiefen Traurigkeit äußern. Als ersten Erziehungsschritt lohnt es sich auf das Kind einzugehen. Durch aktives Zuhören, wie zum Beispiel: „Hilf mir, dass ich dein Verhalten verstehen kann!“ „Erkläre es mir bitte!“ kann ich das Kind motivieren mir mehr zu erzählen. Hierbei ist es wichtig den erhobenen Zeigefinger und auch mahnen und drohen zu unterlassen. Das Gespräch mit dem Kind soll möglichst wertfrei begleitet werden. Erst in zweiter Instanz würde ich mit Konsequenzen arbeiten, welche in direktem Zusammenhang mit dem Fehlverhalten stehen sollten.

  • Weshalb Kinder Grenzen brauchen

    Freiheit, im Sinne, dass die Kinder selbst bestimmen können, ist eine wichtige Erziehungshaltung für die psychisch gesunde Entwicklung eines Kindes. Jedoch kann zu viel Freiheit die Kinder überfordern. Diese Überforderung kann sich auf unterschiedlichste Art und Weise zeigen. Beispielsweise als ein heftiges Weinen, Unzufriedenheit, Empathielosigkeit, etc. Wenn Eltern Kindern Grenzen setzen, ist damit nicht ein blindes Gehorchen gemeint, sondern ein gewisser Rahmen, der vor allem Schutz bietet. Besonders junge Kinder können über die Tragweite ihres Handelns noch nicht ausreichend reflektieren. Ihnen fällt es schwer sich in die Zukunft zu versetzen.

    Deshalb braucht es eine gewisse Erziehungsverantwortung von den Eltern,

    die einen Rahmen stecken, der einerseits nicht so eng ist, aber andererseits nicht zu weit ist. Dies kann schon im ganz Kleinen beginnen. Eine Mutter erzählte mir einmal, dass es in der Früh jeden Tag sehr viele Tränen bei ihrem Kind gibt. Täglich steht zur Diskussion mit welchem Fahrzeug die beiden in den Kindergarten gelangen könnten.  „Wir könnten mit dem Fahrrad fahren, mit dem Roller, mit dem Laufrad, mit dem Auto, zu Fuß gehen.“ Jedes Mal kann sich das Kind nicht entscheiden bzw. widerruft es seine Entscheidung schnell wieder. In diesem Fall liegt zu viel Freiheit vor. Zu viele Entscheidungsmöglichkeiten kann Kinder überfordern. Je jünger das Kind ist, umso klarer muss der Rahmen definiert werden. In dem oben genannten Beispiel, würden zwei Wahlmöglichkeiten vollkommen ausreichen. Somit ist  das Kind auch sicherer in seiner Entscheidung und wird weniger oft wechseln. Zusammengefasst kann man sagen: Freiheit ja unbedingt im Erziehungsverhalten miteinbeziehen, jedoch auch Grenzen, die dem Kind Orientierung sowie Sicherheit bieten und die liebevoll umgesetzt werden.

  • Warum das aktive Zuhören so wichtig ist

    Jeder oder jede die schon einmal eine Elternbildung bei mir besucht hat, wird den Begriff aktives Zuhören zumindest theoretisch gehört haben. Beim Elterntraining wird das aktive Zuhören praktisch geübt. Immer wieder stellen viele Teilnehmer und Teilnehmerinnen fest, dass das aktive Zuhören gar nicht so einfach ist, obwohl es theoretisch relativ leicht zu verstehen ist. Auch ich habe diese Erfahrung gemacht, dass das aktive Zuhören nicht wie von selbst funktioniert, sondern es einer großen Reflexionsarbeit und Motivation bedarf. Das aktive Zuhören ist kurz zusammengefasst das Spiegeln von Emotionen, das Wiederholen des Gesagten, um auch wirklich sichergehen zu können, dass das Gegenüber ich richtig verstanden habe, und das wertfreie Begleiten eines Dialoges, der sich vor allem durch eine ganz besondere Haltung, nämlich der vollen Aufmerksamkeit auszeichnet.

    Warum fällt es uns nun so schwer aktiv Zuzuhören?

    Aktives Zuhören bedeutet Gefühle zu benennen und das allein schon ist für viele eine große Hürde. Gerade Gefühle wie Wut, Angst und Traurigkeit werden von uns Erwachsenen gern im Verborgenen gehalten. Wir wollen stark sein und dies wollen wir auch den Kindern durch ein Nichteingehen auf unsere Gefühle vermitteln. Psychisch gesehen ist jedoch genau das Gegenteil der Fall. Wenn das Kind nie erfährt, wie es mir geht, entwickelt sich die Empathie schwerer und das Kind lernt weiters auch nicht mit Gefühlen umzugehen. Alle Gefühle dürfen sein. Im beruflichen Leben müssen Gefühle oft zurückgehalten werden, jedoch in der Familie sollen sie Raum und Platz finden. Über Gefühle zu sprechen ist die wahre Stärke. Bilder wie zum Beispiel Emojis oder Bilderbücher zu Emotionen können unterstützen dabei bewirken.