• Loslassen und doch in Kontakt bleiben

    Ach, der Hormoneinschuss der vorpubertierenden Kinder kann schon sehr anstrengend sein. Eben waren sie noch so lieb, mit fast allem zufrieden. Auf einmal sind sie kaum wieder zu erkennen. Die Laune oft ohne nachvollziehbaren Grund im Keller, die Eltern werden nicht mehr ganz so ernst genommen, wie zu vor, die Argumente dagegen häufen sich dafür.

    Was habe ich falsch gemacht,

    werde ich von vielen Eltern gefragt und ehrlicherweise, habe ich mir auch selbst oft schon diese Frage gestellt, wenn die Hormone gerade wieder einmal bei meinen Töchtern ganz wild getanzt haben. Zur Beruhigung: Gar nichts. Das darf sein und diese Patzigkeit und Unzufriedenheit ist eine ganz natürliche Entwicklung. Sie beginnt oft schon mit 8 (!) Jahren und flaut dann noch einmal kurz ab, bis die richtige Pubertät zum Vorschein kommt. Ein Warm up, sozusagen. Der Unterscheid ist, dass wir Eltern in der Vorpubertät noch mehr Einfluss auf unser Kind haben, als in der Pubertät selbst und diesen Einfluss sollten wir möglichst positiv nützen. Mit 12 Jahren läuft die Erziehung aus! Sie entwickelt sich zur Beziehung. Die Zeit vor 12 ist sehr prägend und idealerweise wurde ein solides Fundament mit Vertrauen, Grenzen und Verständnis gelegt. Darum nützt diese, wenn auch oft sehr anstrengende Zeit um 10 Jahren herum. Ein Tipp, der mir selber sehr geholfen hat, ist jeden Tag aufs Neue von vorne anzufangen. Damit meine ich, wenn auch am Vortag gestritten, diskutiert und dicke Luft war, fangt jeden Tag wieder von vorne an und seid nicht nachtragend. Die Kinder suchen sich ihren Hormoneinschuss ja nicht bewusst aus und sind extra so, sondern sie sind überfordert mit sich und lassen die Laune gerne bei ihren Liebsten aus. (Tun wir ja auch manchmal) Beginnt jeden Tag von vorne, am besten mit einer Umarmung und den Satz: „Versuchen wir es heute besser hinzukriegen!“

  • Eifersucht unter Geschwistern

    Ich glaube, dass die geschwisterliche Eifersucht jeder kennt, der mehrere Kinder hat. Mal ist sie mehr, mal ist sie weniger, dennoch ist die Eifersucht unter Geschwistern stets ein Begleiter. Sie ist natürlich und es ist ganz normal, dass Kinder, meist die Älteren, diese verspüren. Wie können wir Eltern nun unseren Kindern helfen mit der Eifersucht umzugehen? Zunächst ist es sehr wichtig, dass den Kindern die Eifersucht nicht ausgeredet wird. Dh. ein: „Geh, da brauchst jetzt wirklich nicht eifersüchtig sein!“ hilft dem Kind nur sehr wenig. Es suggeriert dem Kind, dass seine Emotion falsch ist. Emotionen jedoch, sind nie falsch. Sie sind subjektiv, dh. jeder empfindet sie anders. Für den einen ist die Eifersucht ganz intensiv und schwer, für den anderen vielleicht eher nur so eine kleine Nebenerscheinung.

    Anerkennen was ist und über die Emotion offen reden zu können, das hilft.

    In der Psychologie spricht man von emotionaler Entlastung. Wenn ich meine Sorgen jemanden erzählen kann, der mich so annimmt wie ich bin und mich nicht ständig bewertet, sondern einfach „nur“ zu hört, dann geht es den Betroffenen sehr oft wieder viel besser und es fühlt sich nicht so schwer an. Denn nicht darüber reden können, sich mit der Eifersucht allein  und unverstanden fühlen, lässt sie noch größer werden. Die Emotion Eifersucht darf also sein, jedoch nicht jedes Verhalten! Sätze wie: „Ich verstehe, dass du eifersüchtig bist und es dir jetzt ganz schwerfällt, jedoch glaube ich fest daran, dass es dir gelingt, dass du deine Schwester zB. auch mal mit dem Roller fahren lässt!“, die helfen, zeigen Verständnis und Vertrauen.

  • So anstrengend

    Zu einer der herausforderndsten Aufgaben im Leben zählt definitiv die Kindererziehung. Wir lieben unsere Kinder über alles, jedoch schafft es kaum ein anderer Mensch uns derart an unsere Grenzen zu bringen. Der Volksmund sagt, dass wir jenes Kind bekommen, welches wir für unsere Weiterentwicklung brauchen. Nun ja, daran liegt sicherlich viel Wahres, jedoch wage ich noch eine 2. These aufzustellen.

    Ich traue mich zu behaupten,

    dass es nicht die Kinder sind, die vorwiegend anstrengend sind, sondern unserer elterlichen Ressourcen begrenzt sind. Kommen dann noch eine zu hohe Arbeitsbelastung, zu viele Ansprüche an sich, den Partner/ der Partnerin und an sein Kind dazu, kann sich dies zu einer explosiven Mischung entwickeln. Ergänzen wir das Ganze noch mit ein paar Alltagssorgen und Stress, dann neigen sich die elterlichen Kräfte schnell dem Ende zu. Gerade in solchen Momenten ist man dann sehr wenig belastbar und etwaigen, oft vollkommen natürlichen, kindlichen Launen oder Verhaltensweisen, reichen schon aus, damit unsere Emotionen blank liegen und wir schnell unseren Kindern das Etikett anstrengend umhängen. Was können wir stattdessen tun? Pausen einlegen, über die eigenen Emotionen authentisch sprechen, Hilfe annehmen und einfordern, Dankbarkeit üben und sich regelmäßig Auszeiten nehmen, wäre zB. eine Möglichkeit, seine eigenen Batterien wieder aufzuladen. Klingt ganz einfach, oder? Und ist es oft doch nicht.