Brauchst nicht weinen
Kinder haben die tolle Eigenschaft, dass sie ihre Emotionen meist noch sehr ungefiltert zeigen. Wenn sie wütend sind, sind so wütend, dass man es hört oder sieht. Wenn sie traurig sind, zeigen sie ihre Traurigkeit, wenn sie fröhlich sind, sieht man es nicht nur in ihrer Mimik, sondern auch in ihrer gesamten Körperhaltung. Leider beobachte ich oft, dass vielen Kindern ihre Emotionen ausgeredet werden bzw. Eltern oder andere Bezugspersonen den emotionalen Ausdruck persönlich nehmen. Dabei ist zu bedenken, dass kein Kind uns mit ihren Emotionen beleidigen oder provozieren möchte. Sie wollen uns an ihrer Innenwelt teilhaben lassen. Kinder wollen wahrgenommen werden. Sie wollen mit uns Erwachsenen verbunden sein. Wenn versucht wird ihnen die Emotion auszureden, dann besteht die Gefahr, dass diese Verbindung getrennt wird. „Du brauchts nicht weinen!“, ist ein zwar oft unterstützend gemeinter Vorschlag, allerdings bringt dieser dem Kind oft sehr wenig. Es fühlt sich durch diesen viel mehr nicht verstanden und allein gelassen. „Wie kann ich dir helfen?“, wäre eine hilfreichere Reaktion. Sie wirkt unterstützend und verbindend. Das stärkt die Kinder in ihrer psychischen Entwicklung. Äußert das Kind Emotionen, hilft es ihm bei der Verarbeitung dieser, wenn es von der Bezugsperson anerkannt wird. „Du hast vor dem 1. Schultag richtig Angst!“, hilft meist besser als: „Brauchst nicht weinen!“ „Ich kann mir vorstellen, dass du aufgeregt bist!“, ist hilfreicher als: „Stell´ dich nicht so an!“ „Was brauchst du, dass der 1. Schultag für die gut wird?“, ist ein Satz, der bei vielen Kindern schon Wunder bewirkt hat.