• Bitte nicht schreien?

    Ich vermute, jeder bzw. jedem, die oder der Kinder hat ist es schon passiert. Wir haben unser Kind angeschrien. Eigentlich will man es nicht, jedoch kann es in der Emotion schnell passieren. Meist ist es ein elterlicher Hilfeschrei, der uns lautstark aus der Kehle schrillt und dieser sagt aus, dass wir glauben, uns anders nicht mehr durchsetzen zu können. Wir fühlen uns danach meist schlecht oder nachdenklich. „Wie könnte anders reagiert werden?“ und dennoch bleibt oft die Ratlosigkeit.

    Die Erziehung eines Kindes ist eine enorme emotionale Herausforderung,

    welche authentische Emotionen bedarf. Ich finde es von großer Bedeutung, dass die Kinder die elterlichen Emotionen mitbekommen. Jedoch ist es genauso von Wichtigkeit, diese Emotionen so auszuleben, dass niemand dabei verletztet wird – körperlich wie seelisch! Dass immer nur ruhig, lieb und nett miteinander kommuniziert wird, ist utopisch. Jedoch ist es möglich authentisch zu kommunizieren, ohne Schaden zu hinterlassen. Ein hilfreiches Tool dazu ist die Ich-Botschaft. Dabei versuche ich meine Emotionen auszudrücken und nicht mit Vorwürfen meine Stimmungslage zu beruhigen. Statt: „Du sollst …. oder Du bist ….!“, kann ein: „Ich fühle mich…. oder Ich bin….!“ verwendet werden. Somit minimiert sich die Gefahr, jemand anderen zu verletzten. Diese Ich-Botschaft darf auch mimisch und tonal authentisch sein, denn ein: „Ich bin so wütend!“ mit einem Lächeln im Gesicht und sanfter Stimme, wird nicht glaubwürdig rüberkommen. Kinder wollen echte Eltern und keine Statisten, deshalb darf meiner Meinung nach, eine Ich-Botschaft dementsprechend akustisch ausgedrückt werden, solange ich niemanden mit meinen Worten angreife bzw. verletze. Passiert es mir dennoch, dass ich in das verletzende Du kippe, lohnt es sich immer, danach das Gespräch zu suchen und sich beim Kind zu entschuldigen. 

  • Warum ein Kind mehrere Bezugspersonen braucht

    Eine sichere Bindung zwischen Eltern und Kind ist für die gesunde, psychische Entwicklung eines Kindes essentiell. Unter sicherer Bindung versteht man in der Regel nicht nur eine physischen Anwesenheit und Versorgung des Kindes, sondern auch eine psychische Begleitung. Dazu zählt das Abfangen und Umgehen lernen mit Emotionen. Ein Kind braucht verständnisvolle Bezugspersonen, die in der Lage sind, es emotionale zu begleiten und die zur Empathie fähig sind.

     Das sind sehr hohe Anforderungen,

    die ein Elternteil allein kaum abdecken kann. Deshalb ist es für ein Kind eine große Bereicherung mehrere Bezugspersonen zu haben. Jeder Mensch ist individuell und jede Bezugsperson kann unterschiedlich auf die   Bedürfnisse und Emotionen des Kindes eingehen. Im Idealfall ist zumindest eine Person dabei, die das Kind adäquat begleiten kann. Dies ist sehr oft auch von der Tagesverfassung der Bezugsperson abhängig. Auch hier ist die Wahrscheinlichkeit höher einer stressfreien Person zu begegnen, wenn ein Kind mehrere Bezugspersonen hat. Die Kinder lernen so, dass Menschen unterschiedlich sein können und dürfen. Sie wissen dann z.B., dass die Mama gerne blödelt und Kräfte misst und sich das Kind mit ihr so richtig austoben kann und der Papa es eher lieber gemütlich mag, Buch lesen und kuscheln. Im Idealfall ist noch ein Opa und/ oder eine Oma, Nachbar/in, Onkel/ Tante im Spiel welche beispielsweise intensiv Geschichten erzählen. Somit können die unterschiedlichen Bedürfnisse eines Kindes von unterschiedlichen Personen abgefangen werden und der Druck als einzige Bezugsperson alles alleine abfangen zu müssen schmälert sich. Dadurch wird das Stresserleben der Eltern reduziert und dies wirkt sich positiv auf das Kind aus.