Allgemein
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Mein Kind schlägt mich
„Was soll ich bloss tun? Ich bemühe mich so sehr mein Kind gewaltfrei zu erziehen und jetzt schlägt mein Kind mich? Ich weiß nicht wie ich darauf reagieren soll!“ erzählt mir eine verzweifelte Mutter.
Kinder, vor allem jene die sich aufgrund ihres Alters oder sprachlichen Entwicklung (noch) nicht ausdrücken können, neigen sehr oft dazu, ihre Emotionen körperlich zu zeigen. Das kann sich mit lautem Schreien, Schlagen, Spucken, Zwicken, etc. äußern und ist bis zu einem gewissen Grad eine ganz natürliche Entwicklung. Wichtig ist jedoch wie wir Eltern darauf reagieren. Schlage ich zurück oder schreie ich das Kind an, lernt das Kind nur 2 Dinge. 1. wenn mir etwas nicht passt muss ich schreien (Mama/ Papa tun es ja auch) und 2. Unverständnis, dh. die Emotionen des Kindes werden nicht wahrgenommen bzw. verboten oder unterdrückt, was für eine gesunde Entwicklung nicht förderlich ist. Welche Reaktion wäre hilfreich?
1. versuchen Verständnis zu zeigen,
herausfindenden welche Motivation hinter dem Verhalten steckt. Ärgert sich das Kind? Ist es frustriert? Was genau ist so ärgerlich? 2. Mit Hilfe des aktiven Zuhörens begleiten, zB: „Oh, du ärgerst dich so sehr, dass du sogar zuhaust!“ 3. Erziehungsverantwortung übernehmen und das Verhalten des Kindes einschränken. „Es ist OK, wenn du dich ärgerst, jedoch hör auf mich zu schlagen!“ Die Hand des Kindes gegebenenfalls halten und „STOP!“ signalisieren. Wut und Ärger dürfen sein, jedes Verhalten dazu nicht. 4. Lernt den Kindern andere Strategien mit ihren Emotion umzugehen. Wie zB wenn du wütend bist, dann kannst du den Polster schlagen und keine Menschen. Oder ganz fest mit dem Fuß stampfen. Dies ist ein Prozess, der nicht sofort gelingen wird, da brauchten wir Eltern sehr viel Geduld. Jedoch es funktioniert!
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Warum Verzicht so wichtig sein kann
Der Psychologe Walter Mischel führte einen ganz besonderen Test mit 4 jährigen Kindern durch. Er untersuchte, ob Kinder Verzicht aushalten können bzw. ob es einen Zusammenhang mit dem späteren Erfolg der Kinder gibt. Es handelt sich um den bekannten Marshmallow Test. Die getesteten Kinder bekamen die Info, dass wenn sie den einen Marshmallow, der vor ihm lag, nicht essen, bekommen sie dafür später einen 2., sprich doppelt so viel. Schafften die Kinder diesen Belohnungsaufschub, stellte sich in der darauf folgenden Längsschnittstudie heraus, dass sie ca 10/15 Jahre später, höhere Konzentrationsfähigkeit und bessere Schulnoten erzielten, höhere Werte bei Intelligenztests hatten, eine höhere Stresstoleranz aufwiesen und sie konnten besser mit Frustrationen umgehen, dh.
Sie waren erfolgreicher.
Dabei müssen die Kinder durch den Belohnungsaufschub jede Menge kognitive Leistungen bringen wie zB Impulskontrolle, Ausdauer und Geduld. Wie können wir Eltern dies fördern? In dem dass das Kind zB lernt nicht jedes Bedürfnis sofort stillen zu müssen, nicht alles haben zu können, warten zu lernen und sich auch einmal zurücknehmen können. Der Trend geht leider in unserer schnelllebigen Zeit in eine ganz andere Richtung. Alle aufkommenden Wünsche und Bedürfnisse müssen so schnell wie möglich erfüllt werden. Viele Eltern wollen damit ihren Kindern nur Gutes. Manchmal jedoch lohnt es sich auch, die Kinder etwas nicht zu erlauben oder wieder einmal auf etwas warten zu lassen wie zB der Wunsch nach einem neuen Spielzeug, dass ja eh nicht viel kostet… Nicht alles sofort haben können erzeugt natürlich oft Frust, jedoch finde ich es sehr wichtig, dass die Kinder lernen mit diesem auch umzugehen.
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Hauptsache gute Noten
„Ich will die Hausübung nicht machen!“, „Ich habe keine Lust!“ wer kennt diese Sätze nicht? Gerade in der Homeschooling Zeit spitzen sich solche Kommentare noch mehr zu. Wir als Eltern wollen doch nur, dass unser Sprössling gut mitkommt in der Schule, ihn/ihr später alle Ausbildungstüren offen stehen und das Kind beruflich seinen Weg gehen kann. Dazu braucht es nun mal gute Noten.
Wirklich?
Ist eine 1 in den Hauptgenständen wirklich notwenig, damit mein Kind gute Zukunftschancen hat? Nehme ich dafür wirklich in Kauf, dass ich Nachmittage lang nur übe, die Laune meist im Keller ist und mein Kind sowie wir Eltern frustriert sind, schon alleine wenn wir das Wort Hausübung nur hören? Uns muss bewußt sein, dass ein übertriebener Ehrgeiz seinen Preis hat, meist den der Beziehung. Dh. traktieren wir unser Kind jeden Tag mit genau jenem Fach am meisten, mit dem es die größten Schwierigkeiten hat, dann raube ich ihm/ihr jede Lust am lernen und verhindere ich, dass es in den Fächern, in denen es gut ist noch besser wird! Obendrein wird sich das Kind unverstanden und bevormundet fühlen. Zahlt sich das wirklich aus? Wollen wir wirklich Durchschnittskinder, die halt über all ein bisschen gut sind, oder wollen wir zukünftige Expertenkinder, die vielleicht in Deutsch nicht glänzen, dafür ein überdurchschnittliches handwerkliches Wissen haben, die sie hervorstechen lässt? Dies bedeutet natürlich nicht, dass wir Eltern uns der Erziehungsverantwortung drücken sollen und mit der Einstellung: „Mach was du willst!“ unser Kind durch die Schulzeit begleiten, jedoch bin ich fest davon überzeugt, dass es ganz viel Luft in der Mitte gibt. Dh. lernt den Kindern das Lernen und fördert ihre Interessen, versucht jedoch vor allem, dass die Eltern – Kind – Beziehung trotz Lerndefizite aufrecht bleibt!